Der heilige Ulrich von Zell - Propst von Ulrichszell
Gedenktag 14. Juli
Während der Regierungszeit Heinrichs III. hatte Freising vortreffliche Bischöfe an Egilberdt und Nitker. Der letztere hatte einen Verwandten, namens Ulrich, an seine Kirche berufen und ihn zum Diakon geweiht. Er war, aus Regensburg von hochadeligem Geschlecht stammend, von Kindheit an gottesfürchtig erzogen worden und hatte schon früh das Gelübde der Keuschheit abgelegt. Einige Zeit soll er sich am Hof Heinrichs III. aufgehalten und als Vorbild aller Tugenden geleuchtet haben.
In Freising wurde Ulrich zum Propst am Dom ernannt. In dieser Stellung drang er mit allem Ernst auf gute Zucht unter den Geistlichen und brachte auch die Schule daselbst zu einem Ansehen. Ganz ausgezeichnet war seine Wohltätigkeit gegenüber den Armen. Einst, zur Zeit einer großen Hungersnot, verpfändete er sogar seine Landgüter, um die Armen unterstützen zu können.
In seinem heiligen Eifer unternahm der fromme Ulrich eine Wallfahrt nach Jerusalem. Während seiner Abwesenheit, die wahrscheinlich sehr lange dauerte, wurde seine Stelle in Freising an einen anderen vergeben. Dies war dem frommen Diener Gottes ein Anlass, die Welt ganz zu verlassen und sich dem Klosterleben zu weihen.
Schon längst war er von diesem Verlangen beseelt, allein noch immer hatte er seinen frommen Wunsch nicht ausführen können. Er vereinigte sich mit dem Kanoniker Gerald von Regensburg, der denselben Entschluss gefasst hatte, und beide begaben sich in das Kloster Cluny.
In diesem ausgezeichneten Kloster sah der demütige Ulrich sich für den Allerletzten an. Obwohl an geistigen Gaben und an vielen Tugenden die meisten übertreffend, erniedrigte er sich unter alle. Hier erst empfing er die Priesterweihe. Der Abt Hugo kannte die vortrefflichen Gaben des eifrigen Mönches und ernannte ihn zum Beichtvater für die Mönche und zum Novizenmeister. In dieser Stellung hatte er viel zu leiden. Auch mit leiblichen Krankheiten wurde er heimgesucht und von inneren Versuchungen gepeinigt. Alles, was ihm zustieß, musste ihm zu seiner Förderung auf dem Weg der Vollkommenheit dienen.
Um diese Zeit gründete der edle Hesso von Breisgau auf seinen Besitzungen ein Kloster und bat den Abt Hugo, dass er ihm Mönche für diese heilige Stätte sende. Hugo willfahrte dem Verlangen des Edlen und sendete den frommen Ulrich als Vorstand mit der neuen Genossenschaft ab. Diese erste Ansiedelung war zu Grüningen. Weil aber dieser Ort nicht die entsprechende Lage hatte, so vertauschte ihn Ulrich mit einem andern, der drei Stunden von Freiburg gegen Süden gelegen war. Das neue Kloster nannte Ulrich die Zelle der heiligen Apostel Petrus und Paulus. Später aber erhielt es von ihm selber den Namen St. Ulrich.
Dieses neue Kloster wurde ganz nach der Ordnung von Cluny eingerichtet. Mit dem seligen Abt Wilhelm von Hirschau blieb Ulrich beständig in Verbindung. Mit ihm hielt er an dem rechtmäßigen Papst. Auf sein Verlangen schrieb Ulrich zwei Bücher über die Sitten und Gebräuche von Cluny.
Die Mönche des neuen Klosters nahmen sich ihren gottseligen Abt zum Vorbild, und so wurde die neue Pflanzung gar bald eine Schule christlicher Tugenden und wahrer Vollkommenheit. Viele, denen es mit der Sorge für ihre Seele rechter Ernst war, begaben sich zu Ulrich und suchten unter seiner Leitung Fortschritte im geistlichen Leben zu machen. Er war für alle ein Muster von Weltentsagung und Abtötung. Ihm war die Gabe der Tränen in ausgezeichnetem Grad verliehen. Als ihn einst ein Bruder fragte, warum er denn so viel weine, antwortete er: „Ich habe drei Ursachen zu weinen, erstens, um den Schmutz meiner Sünden wegzuwaschen, zweitens, weil ich noch in diesem zeitlichen Elend pilgern muss und noch so fern von der himmlischen Heimat bin, drittens, weil die geheiligte Stätte der Klöster so zahlreich mit Mönchen angefüllt, aber so ärmlich mit Tugenden ausgestattet ist.“
Neben einer ausgezeichneten Gnade der Andacht war dem gottseligen Abt auch die Wundergabe verliehen. Er hatte zu Bollschweil, in der Nähe seines Klosters, auch ein Nonnenkloster gestiftet. In demselben wurde eine Nonne von einem bösartigen, unheilbaren Übel befallen. Ulrich begab sich in dieses Kloster und heilte die Kranke durch sein Gebet.
In seinem höchsten Alter erblindete der treue Diener Gottes. Diese Heimsuchung ertrug er mit vollkommener Ergebung in den heiligen Willen Gottes. Endlich starb er, vollkommen geläutert im Glutofen der Trübsal und der heiligen Liebe, eines seligen Todes am 10. Juli 1093. Sein Leichnam wurde im Kreuzgang des Klosters begraben. Unter Bischof Gebhard von Konstanz wurde sein Leib in der Klosterkirche beigesetzt. Auf seine Fürbitte geschahen viele Wunder.