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Heilige Anna Schäfer von Mindelstetten - Dulderin, Mystikerin

Heilige Anna Schäfer
Datum:
Veröffentlicht: 5.10.21
Von:
Christian Kaufmann

Gedenktag 5. Oktober

Heilige Anna Schäfer

Geboren am 18. Februar 1882 in Mindelstetten in Bayern, gestorben am † 5. Oktober 1925.

Anna Schäffer war die Tochter eines Schreiners. Nach dem Tod ihres Vaters kam sie durch Vermittlung ihres Pfarrers nach Regensburg in Dienst, dann als Haushaltshilfe zu einem Amtsgerichtsrat nach Landshut, schließlich ins Forsthaus nach Stammham bei Ingolstadt. Dort glitt sie in der Waschküche im Februar 1901 in einen mit kochender Lauge gefüllten Waschkessel; der Unfall fesselte sie dann 25 Jahre lang bis zu ihrem Tod ans Krankenbett. Sie litt unter schwerer körperlicher und seelischer Krankheit, Kraft gaben ihr die tägliche Kommunion und das Gebet. Ab 1910 trug sie unbemerkt von anderen die Wundmale Jesu an sich und empfing Visionen. Ihre mystischen Erlebnisse hielt sie in Berichten fest. Viele Menschen kamen zu ihr, um Trost und Linderung in ihren Nöten zu erfahren; andere schwer Kranke tröstete sie mit Briefen.

Eine große Menschenmenge nahm an Anna Schäffers Beerdigung teil. 1972 wurden ihre Gebeine erhoben und in die Kirche nach Mindelstetten übertragen. Nach Mitteilung des Bistums Regensburg sind bis zum Jahr 2009 ca. 20.000 Gebetserhörungen nachgewiesen. 2015 kam eine Reliquie nach Talmenka in Sibirien. Seit der 2012 erfolgten Heiligsprechung werden in Mindelstetten jedes Jahr über 30.000 Pilger registriert, die das komplett sanierte und zum Museum ausgebaute Anna-Schäffer-Haus besuchen.

Kanonisation: Papst Johannes Paul II. sprach Anna Schäffer am 7. März 1999 selig, Papst Benedikt XVI. sprach sie am 21. Oktober 2012 heilig.

 

Worte der Heiligen

In einem Brief an einen Geistlichen schildert Anna ihre Situation:

Ich bin schon 16 Jahre krank und liege schon seit meinem 18. Lebensjahre. Im Dienst verunglückte ich, ich fiel in einen kochenden Waschkessel mit Lauge und verbrannte mir beide Füße recht arg und bin bis heute noch nicht geheilt und sind meine Füße auch ganz steif und habe noch an beiden 32 Wunden, welche recht arg eitern. In Gottes Namen alles aus Liebe zu Jesus will ich leiden. Herz Jesu, ich danke dir für alle Schmerzen und für alles Kreuz, welches du mir auf meinem Krankenbette geschenkt hast. Wie der Herr will! Sein hl. Wille möge immer an mir geschehen.

In einem weiteren Brief schreibt sie, wie sie ihr Leid bewältigt:

Lassen wir die Eitelkeiten und Torheiten dieses Lebens und blicken wir auf zu Jesus allein! In Kreuz und Leid, finde ich keinen andren Trost als Jesus allein! Wenn ich auf ihn blicke und wenn ich mich im Geiste vor dem Tabernakel begebe, so ist das schwerste Leid mir süßer und kostbarer als alle Schätze dieses armseligen Erdentales. Tausendmal Dank für alles Leid, welches mir der liebe Heiland schon auf meinem Schmerzenslager geschenkt hat. Ich möchte mein Krankenbett nicht vertauschen nicht um die ganze Welt. Je größer die Leiden und Trübsale, desto näher bei Jesus! Ich habe keinen andren Wunsch mehr, als meine noch übrigen Tage für Jesus zu leben, zu leiden und zu sterben.

Ihrer eigenen Erfahrung entsprechend rät sie auch anderen, ihr Leid anzunehmen:

Führt uns der Herr in diesem Leben durch viele Demütigungen und lässt er uns so manche Geistesdürre, Trockenheit und dergleichen verkosten, o so danken wir dem Herrn; denn dieses ist das Tal der Demut, dass wir gewürdigt werden, dasselbe zu durchschreiten! Die Geistesdürre und Trockenheit kommt mir vor als eine weite große Wüste, deren Erdreich ganz ausgetrocknet zu sein scheint, es aber in Wirklichkeit nicht ist und uns der Herr nur diese Stufen hinabsteigen heißt, damit wir die Tugend der hl. Demut besser erfassen können. Mein Gott ich liebe Dich, so möchten wir ganz besonders in jenen dunklen Stunden rufen, und es wird uns der Trost von oben nicht versagt sein. Kein Buch, oder sonst jemand kann uns in jenen Stunden solch großen Trost geben, als wenn wir uns mit erneuter Hingabe, mit all' unserer Armseligkeit dem heiligsten Herzen Jesu schenken und an diesem liebevollen Herzen desto inbrünstiger rufen: 'Mein Gott ich liebe Dich, ja mein Gott ich liebe Dich!

 

Zitate von Anna Schäffer:

Der Baum wird durch Windstöße nur stärker und so auch die Seele durch Versuchungen und Leiden.

Unser Grundsatz soll sein: Aus Liebe zu Jesus leben, aus Liebe leiden, aus Liebe sterben.

Liebe wächst im Leiden.

Gutes tun; aber ohne darauf zu sehen; heilig leben, ohne es zu wissen: das ist meine Pflicht! Beständig am Kreuz hängen mit Jesus, meinem guten Erlöser!

Der liebe Gott schätzt eine einzige Seele, die wir Ihm - durch unsere Leiden und Gebet, Mühsale und Opfer zuführen, - höher, als alle andren Dienste, die wir Ihm erweisen.

Heiligstes Herz Jesu, schenk mir recht viele Seelen, besonders jene, die dem Abgrund nahe sind und der Gnade am meisten bedürfen. Heiligstes Herz Jesu, vermehre meine Leiden und schenk mir dafür Seelen, die ich für dich retten kann!

Mir ist immer, dass wir vor dem heiligsten Sakramente am meisten erbitten können und in den hl. Augenblicken nach der hl. Kommunion! Wenn wir dem lieben Heiland vor dem heiligsten Sakramente und bei der hl. Kommunion recht innig eine verirrte Seele anempfehlen und für selbe viel beten und opfern, so glaub ich, dass eine solche Seele niemals verloren geht, wenn es auch manchmal scheint, dass seine Bekehrung unmöglich ist.

Anna nennt drei Himmelsschlüssel, die Gott ihr gegeben hat, um Ihm näher zu kommen: Der größte davon ist aus rohem Eisen und schwer von Gewicht, das ist mein Leiden. Der zweite ist die Nadel [zum Sticken], und der dritte der Federhalter. Mit all diesen Schlüsseln will ich täglich arbeiten, um das Himmelstor öffnen zu können.

Niemals können wir unser eigenes Leiden verstehen, wenn wir nicht Jesu Leiden zu betrachten und zu verstehen gelernt haben.

Geh nur an mein Grab, ich versteh Dich schon!

 

Quelle: Im Leiden habe ich Dich lieben gelernt! Die Schriften Anna Schäffers, dokumentiert von Emmeram H. Ritter. Verlag Abteilung für Selig- und Heiligsprechungsprozesse für das Bistum Regensburg, Regensburg 1998, S. 227

Ansprache von Bischof Manfred Müller am 31. Januar 1992

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,

Benediktinerabtei Schäftlarn,

für die Katholische SonntagsZeitung

Heilige Anna Schäfer
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