Heilige Erzengel Michael, Heiliger Erzengel Gabriel und Heiliger Erzengel Raphael - Fest
Lobt den Herrn, ihr, seine Engel, ihr starken Helden, die seine Befehle vollstrecken, seinen Worten gehorsam - Gedenktag 29. September
Raphael gilt als Regent des zweiten Himmels, als Schutz-Engel für den Baum des Lebens im Paradiesgarten Eden, als einer der sieben Engel um Gottes Thron. Er habe Noach das Buch mit der Anleitung zum Bau der Arche gegeben. Im Äthiopischen Henoch - einem vom 3. bis 1. Jahrhundert v. Chr. entstandenen Buch jüdischer Welt- und Gottesbetrachtungen - gilt er als einer der vier Nothelfer, die über alle Krankheiten und Wunden der Menschenkinder gesetzt sind (Kapitel 1). Im Buch Sohar - der wichtigsten Schrift der mystischen jüdischen Kabbala aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. - ist er beauftragt, die Erde zu heilen, damit sie den Menschen Platz zum Leben bietet. Seine Figur ist eng mit der Geschichte des Tobias verbunden, dem er half, den Fisch zu finden (Buch Tobit - eine der alttestamentlichen Spätschriften - 6, 2 - 9 und 16), mit dessen Herz und Niere die Hochzeit mit Sarah möglich wurde und dessen Galle den blinden Vater heilte (Tobit 11, 7 - 14). Nach rabbinischer Lehre preist und verkündet Raphael den zu erwartenden Messias.
Michael war nach der Überlieferung der Engel mit dem Schwert, der Adam und Eva aus dem Paradies trieb und den Lebensbaum bewachte (1. Mosebuch 3, 23 - 24) und der Seth einen Zweig vom Baum der Erkenntnis reichte. Er zeigte Hagar, der von Abrahams eifersüchtiger Frau Sara vertriebenen Magd, die Quelle zur Rettung ihres und ihres Sohnes Leben (1. Mosebuch 16, 7 - 12). Michael gilt als einer der drei Männer, die Abraham besuchten (1. Mosebuch 18, 1 - 16), er hinderte Abraham, seinen Sohn Isaak zu töten (1. Mosebuch 22, 11 - 18), und er rang mit Jakob (1. Mosebuch 32, 24 - 29). Michael teilte demnach das Rote Meer beim Auszug aus Ägypten (2. Mosebuch 14, 19 - 22), führte das Volk Israel ins gelobte Land und kämpfte mit dem Teufel um die Seele von Mose.
Michael erschien den Jünglingen im Feuerofen bei Daniel und rettete sie (Daniel 3, 25 - 26), er stand Daniel in dessen Kampf gegen das Perserreich bei (Daniel 10, 13) und für die Endzeit gilt die Verheißung: Zu jener Zeit wird sich Michael erheben, der große Engelfürst, der die Söhne deines Volkes beschützt … Und in jener Zeit wird dein Volk errettet werden … Und viele von denen, die schlafen im Erdenstaube, werden erwachen. (Daniel 12, 1 - 2). Der starke Michael hielt auch Habakuk an den Haaren über der Löwengrube.
In den Darstellungen der Johannes-Offenbarung erfüllt Michael seine besondere Aufgabe beim jüngsten Gericht: seine Posaune erweckt die Toten aus den Gräbern, er befreit die Frau mit dem Kinde und tötet im endzeitlichen Kampf - gerüstet und mit großen Flügeln - den Drachen zu seinen Füßen (Offenbarung 12, 4 - 7). Michael wird auch als der Engel identifiziert, der den Drachen in den Abgrund stürzt (Offenbarung 20, 2 - 3); der Drache ist das Symbol der gottfeindlichen Mächte - Michael ist also der Engel, der gegen alles kämpft, was Gott seinen Rang streitig macht. Er wird nach Kommentaren zur Offenbarung beim Erscheinen des Antichrist auch diesen töten. So verhindert Michael die uneingeschränkte Herrschaft des Satans in der Zeit bis zum jüngsten Gericht und besiegt diesen dann endgültig.
Im Judasbrief (9) wird eine jüdische Legende zitiert, in der Michael mit dem Teufel um den Leichnam von Mose stritt. Der Teufel beanspruchte Mose für sich, weil er doch zum Mörder an dem Ägyptischen Aufseher geworden war (2. Mose 2, 12). Doch Michael widerspricht, entreißt dem Teufel den Leichnam und geleitet ihn gen Himmel. Cyrill von Jerusalem wagte in einer Predigt zu sagen: Als Christus auf die Erde zu den Menschen kommen wollte, erwählte der Vatergott eine gewaltige Kraft, die Michael hieß, und vertraute Christus ihrer Fürsorge an.
Michael wird oft als der Kämpfer dargestellt, der gleich zu Beginn der Schöpfung, noch vor der Erschaffung der Welt, Luzifer aus dem Himmel stürzte. Alter Tradition zufolge half er Josua beim Sieg Israels gegen die Amalekiter (2. Mose 17, 13). Michael gilt als der Seelengeleiter - darin ältesten Vorstellungen vom ägyptischen Thot und von Hermes in der griechischen Mythologie entsprechend - und hält die Seelenwaage; noch heute wird er deshalb im Totenoffizium der katholischen Kirche angerufen mit der Bitte, dass der Bannerträger Sankt Michael die Seelen ins heilige Licht führe. Michael empfängt demnach die Seligen im Paradies, so wie Petrus an der Himmelspforte.
Michael war der Fürst der Synagoge und gilt als der Fürst der Kirche, er wird barmherzig und langmütig genannt, obwohl - oder gerade weil - er als der ranghöchste Engel gilt. Mit Raphael, Gabriel und Uriel ist Michael einer der vier Erzengel.
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Der Erzengel Gabriel wird auch als weibliches Wesen vorgestellt, dann ist sie der Engel der Verkündigung, der Auferstehung und der Gnade. Im Alten Testament richtete Gabriel den zu Boden gestürzten Daniel auf, erklärte ihm seine Geschichte und prophezeite ihm die Ankunft des Messias (Daniel 8, 16 und 9, 20 ff). Gabriel erschien Maria mit der frohen Botschaft von der bevorstehenden Geburt Jesu (Lukasevangelium 1, 26). Auch die Erscheinung eines Engels bei Zacharias im Tempel, der ihm die Geburt seines Sohnes Johannes des Täufers verkündete (Lukasevangelium 1, 11), die Engelsbotschaft an Joseph im Traum (Matthäusevangelium 1, 20) und bei den Hirten in Betlehem in der Heiligen Nacht (Lukasevangelium 2, 9) wird in der Überlieferung Gabriel zugeschrieben.
Die Volksüberlieferung kennt Gabriel als den, der die - dabei stets protestierende - Seele aus dem Paradies holt und während der neun Monate der Schwangerschaft erzieht. Das Motiv der Verheißung der Geburt eines göttlichen Kindes ist ein archetypisches Bild und findet sich in vielen Religionen. Bei der Reform des liturgischen Kalenders der katholischen Kirche wurde 1969 der Gedenktag vom 24. März auf den 29. September verlegt.
Gabriel wird manchmal als weiblicher Engel vorgestellt. Schon die Ankündigung der Geburt Jesu sei eine narzistische Kränkung der männlichen Menschheitshälfte, meint Pietro Bandini, und insgesamt sei es kein Wunder, dass Männer unerbittliche Feldzüge gegen Engelwelten und Engelglauben führen.
982 erschien der Überlieferung zufolge nahe von Karyes auf dem Athos dem Schüler eines dort lebenden Einsiedlers ein Fremder und teilte ihm vor der Ikone der Muttergottes folgende Worte mit: Es ist wahrhaft würdig, dich zu verkündigen, Mutter Gottes, ewig Glückselige und vollkommen Unbefleckte und Mutter unseres Gottes. Dann gravierte der Unbekannte die Hymne mit seinem Finger auf eine Steinplatte ein. Als der Einsiedler zu seinem Schüler zurückkehrte und die Gravierung auf der Steinplatte sah, erkannte er, dass der Fremde der Erzengel Gabriel gewesen war, informierte die anderen Mönche, den Patriarchen und den Kaiser, damit die Hymne in der ganzen orthodoxen Welt verbreitet werde; die Ikone wurde in die Kirche, das Protaton von Karyes gebracht und wird dort am 11. April verehrt.
Auch die Muslimen kennen den Erzengel Gabriel, der von ihnen auch als Heiliger Geist bezeichnet wird.
Anselm Grün sieht die Funktion des Engels Gabriel als wichtig für jedes Menschenleben:
Wir müssen in unserem Leben immer wieder neu geboren werden. Eine Krise kann eine Chance zu einer Neugeburt sein. Die Mystiker haben das Bild von der Gottesgeburt im Menschen geliebt. Der geistliche Weg besteht darin, daß Gott in uns geboren wird. Wenn Gott in uns geboren wird, dann kommen wir in Berührung mit dem wahren und ursprünglichen Selbst, dann wird unser Leben heil und ganz. In unseren Krisenzeiten sollten wir Ausschau halten nach dem Engel Gabriel. Wir können mit ihm ins Gespräch kommen und ihn fragen, was er uns verheißt.
Anselm Grün: Jeder Mensch hat einen Engel. Herder, Freiburg 2001