Heilige Martha von Betanien
"Es gibt kein Häuschen ohne Kreuzchen. Von Leid und Sorge bleibt kein Haus verschont." - Gedenktag 29. Juli
Nach dem Johannesevangelium war Marta die Schwester des Lazarus und der Maria von Betanien. Jesus war ein gern gesehener Gast im Haus der beiden Schwestern (vgl. Joh 11,5). Marta scheint die Ältere gewesen zu sein; jedenfalls war sie es, die sich energisch um alles kümmerte (Joh 12,2). Aber „nur eines ist notwendig“, sagte Jesus zu ihr (Lk 10,42). Zu ihr sagte er auch das Wort: „Ich bin die Auferstehung und das Leben ...“ (Joh 11,25), worauf Marta mit ihrem Bekenntnis zu Jesus als dem Messias und Gottessohn antwortete.
In jener Zeit, da der liebe Heiland auf Erden weilte, lebten in einem Haus zu Bethanien bei Jerusalem drei unverheiratete Geschwister, zwei Schwestern und ein Bruder. Die eine Schwester hieß Martha, die andere Maria (Magdalena), und der Bruder nannte sich Lazarus.
Es gibt kein Häuschen ohne Kreuzchen. Von Leid und Sorge bleibt kein Haus verschont. Im Heim der drei Geschwister zu Bethanien ist es auch so gewesen. Zweimal kam schwerer Kummer über die Familie.
Das erste Mal war es Maria Magdalena, die ihre Schwester Martha und dem Bruder Lazarus qualvolle Tage und schlaflose Nächte bereitete. Maria Magdalena geriet nämlich auf Abwege, so dass die Leute böse von ihr redeten und mit dem Finger auf sie zeigten. Dadurch kam Schmach und Schande über Martha und Lazarus. Bitter haben die beiden darunter gelitten, manche Träne auch um die verlorene Schwester geweint und viel für sie gebetet, und weil sie nicht müde wurden im Beten, hat sich der Heiland voll Güte der verirrten Maria Magdalena erbarmt, hat sie in Gnaden aufgenommen und hat aus ihr, der Sünderin, eine der größten Heiligen gemacht, deren Ruhm, wie der göttliche Heiland selbst gesagt hat, nicht aufhört, solange das Evangelium verkündet wird.
Frieden und Freude herrschten seit Magdalenas Bekehrung im stillen Heim zu Bethanien. Doch das Glück lässt sich nirgendwo festbinden. Bald kam durch die Erkrankung des Lazarus ein neuer Kummer ins Haus. Erst hatte man der Sache wenig Bedeutung beigemessen. Als aber das Fieber nicht weichen wollte, sondern immer höher stieg, sorgten sich die Schwestern sehr um den Kranken, und in ihrer Not schickten sie einen Boten an den Heiland und ließen ihm sagen: „Herr! Derjenige, den du lieb hast, ist krank.“
Der Heiland wusste wohl, was ihm die Schwestern mit der Botschaft sagen wollten. Martha und Maria meinten, er, der göttliche Heiland, der an anderen viele wunderbare Heilungen vollzog, solle kommen und auch den Bruder gesund machen, der doch sein Freund war.
Jesus verstand den Sinn der Botschaft sehr wohl, aber er ging nicht nach Bethanien zu dem sterbenskranken Lazarus. Weil er an ihm, seinem guten Freund, das weit größere Wunder der Totenerweckung wirken wollte, zögerte er mit dem Kommen, und über dem Zögern ist Lazarus gestorben. Martha und Maria aber hatten damals tränenreiche Stunden.
Einige Tage später ist dann allerdings der Heiland doch gekommen und hat seinen Freund Lazarus von den Toten auferweckt. Unbeschreiblich groß war die Freude im Haus zu Bethanien, als die drei Geschwister wieder alle gesund beisammen waren.
Wie Martha und Maria es in Bethanien gehalten haben, so müssen es Geschwister stets machen, wenn einmal jemand im Haus krank wird oder gar sterben muss. Dann soll man beten, damit der liebe Heiland dem Kranken die Gesundheit wiederbringt oder aber, wenn er sterben muss, zum ewigen Leben erweckt und in den Himmel aufnimmt.