Heilige Ruth - Ahnfrau
Gedenktag 1. September
Geboren in Moab im heutigen Jordanien, gestorben † um 1000 v. Chr. in Betlehem in Palästina.
Ruth ist die Hauptperson des gleichnamigen Buches im Alten Testament, das eine lehrhafte Geschichte aus der Richterzeit des Volkes Israel erzählt. Die novellenartige Erzählung beschreibt den Überlebenskampf von Frauen in einer für sie gefährlichen patriarchalischen Gesellschaft. Anlass war wohl die von orthodoxen jüdischen Kreisen propagierte Forderung, Mischehen mit ausländischen Frauen für ungültig zu erklären und diese zu verstoßen. Das Buch Rut ist also ein literarischer Protest gegen diese Diskriminierung ausländischer Frauen.
Der Israelit Elimelech war demnach wegen einer Hungersnot nach Moab ausgewandert, wo er ebenso wie seine beiden kinderlos verheirateten Söhne starb. Seine Witwe Naemi (Naomi) machte sich nach Ende der Hungersnot wieder auf den Weg in die Heimat; die Moabiterin Ruth, eine der beiden Schwiegertöchter, bekannte sich zu ihr und zum Volk Israel und seinem Gott - die Worte aus Ruth 1, 16 - 17 werden oft als Trautext bei Eheschließungen verwendet, obwohl sie also nicht eheliche Treue beschreiben - und zog mit ihr nach Israel. Dort las sie altem Recht antsprechend nach der Ernte die restlichen Ähren von einem Feld auf, lernte dabei den Eigentümer Boas kennen und heiratete ihn (Ruth 4, 13); sie wurde so die Großmutter des Isai und die Urgroßmutter des späteren Königs David und damit auch Vorfahrin Jesu (Ruth 4, 17; Matthäusevangelium 1, 5. 17).
Worte aus dem Buch Ruth
Das Buch erzählt, wie Elimelech wegen einer Hungersnot aus Betlehem auswandert in das heidnische Moabiterland. Dort heiraten seine beiden Söhne moabitische Frauen. Als alle Männer verstarben, kehrt Elimelechs Witwe Naomi nach Betlehem zurück. Ihre Schwiegertöchter wollen sie dabei begleiten.
Da brach sie mit ihren Schwiegertöchtern auf, um aus dem Grünland Moabs heimzukehren; denn sie hatte dort gehört, der Herr habe sich seines Volkes angenommen und ihm Brot gegeben. Sie verließ zusammen mit ihren beiden Schwiegertöchtern den Ort, wo sie sich aufgehalten hatte.
Als sie nun auf dem Heimweg in das Land Juda waren, sagte Naomi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Kehrt doch beide heim zu euren Müttern! Der Herr erweise euch Güte, wie ihr sie den Toten und mir erwiesen habt. Der Herr lasse jede von euch Geborgenheit finden bei einem Gatten. Damit küsste sie beide zum Abschied; doch Orpa und Rut begannen laut zu weinen und sagten zu ihr: Nein, wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen. Naomi sagte: Kehrt doch um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir ziehen? Habe ich etwa in meinem Leib noch Söhne, die eure Männer werden könnten? Kehrt um, meine Töchter, und geht; denn ich bin zu alt, noch einem Mann zu gehören. Selbst wenn ich dächte, ich habe noch Hoffnung, ja, wenn ich noch diese Nacht einem Mann gehörte und gar Söhne bekäme: Wolltet ihr warten, bis sie erwachsen sind? Wolltet ihr euch so lange abschließen und ohne einen Mann leben? Nein, meine Töchter! Mir täte es bitter leid um euch; denn mich hat die Hand des Herrn getroffen. Da weinten sie noch lauter. Doch dann gab Orpa ihrer Schwiegermutter den Abschiedskuss, während Ruth nicht von ihr ließ. Naomi sagte: Du siehst, deine Schwägerin kehrt heim zu ihrem Volk und zu ihrem Gott. Folge ihr doch! Ruth antwortete: Dränge mich nicht, dich zu verlassen und umzukehren! Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe auch ich, da will ich begraben sein. Der Herr soll mir dies und das antun - nur der Tod wird mich von dir scheiden.
Als sie sah, dass Ruth darauf bestand, mit ihr zu gehen, redete sie nicht länger auf sie ein. So zogen sie miteinander bis Betlehem. Als sie in Betlehem ankamen, geriet die ganze Stadt ihretwegen in Bewegung. Die Frauen sagten: Ist das nicht Naomi? Doch sie erwiderte: Nennt mich nicht mehr Naomi, Liebliche, sondern Mara, Bittere; denn viel Bitteres hat der Allmächtige mir getan. Reich bin ich ausgezogen, aber mit leeren Händen hat der Herr mich heimkehren lassen. Warum nennt ihr mich noch Naomi, da doch der Herr gegen mich gesprochen und der Allmächtige mir Schlimmes angetan hat? So kehrte Naomi mit Ruth, ihrer moabitischen Schwiegertochter, aus dem Grünland Moabs heim. Zu Beginn der Gerstenernte kamen sie in Betlehem an.
Zitat über Ruth:
In Betlehem macht Ruth Bekanntschaft mit Boas, einem Verwandten ihres Vaters. Dieser ist bereit - ohne im strengen Sinn dazu verpflichtet zu sein - mit ihr als ""Löser" die Levirats- (d. h. die Schwager-)Ehe einzugehen (vgl. 3. Mose 25). So wird die Heidin Rut zu einer der Stammmütter des Königs David und damit auch zur Ahnfrau von dessen Nachfahren Jesus. Das Matthäusevangelium (1, 3 - 6) übernimmt daher auch den im Buch Ruth aufgeführten Stammbaum:
"So nahm Boas Ruth zur Frau und ging zu ihr. Der Herr ließ sie schwanger werden und sie gebar einen Sohn. Da sagten die Frauen zu Naomi: Gepriesen sei der Herr, der es dir heute nicht an einem Löser hat fehlen lassen.
Sein Name soll in Israel gerühmt werden. Du wirst jemand haben, der dein Herz erfreut und dich im Alter versorgt; denn deine Schwiegertochter, die dich liebt, hat ihn geboren, sie, die für dich mehr wert ist als sieben Söhne. Naomi nahm das Kind, drückte es an ihre Brust und wurde seine Pflegemutter. Die Nachbarinnen rühmten ihn und sagten: Der Naomi ist ein Sohn geboren. Und sie gaben ihm den Namen Obed. Er ist der Vater Isais, des Vaters Davids. Das ist die Geschlechterfolge nach Perez: Perez zeugte Hezron, Hezron zeugte Ram, Ram zeugte Amminadab, Amminadab zeugte Nachschon, Nachschon zeugte Salmon, Salmon zeugte Boas, Boas zeugte Obed, Obed zeugte Isai und Isai zeugte David."