Heilige Teresia Gonxhe Bojaxhiu - "Mutter Teresa"
Gedenktag 5. September
Agnes Gonxhe Bojaxhiu, geboren am 26. August 1910 in Üsküp, heute Skopje in Mazedonien, gestorben † 5. September 1997 in Kalkutta in Indien, wurde als Tochter eines Bauunternehmers der albanischen Bevölkerungsgruppe geboren und katholisch getauft. Als sie neun Jahre alt war, starb der Vater überraschend. Immer stärker verspürte das Mädchen den Wunsch, sich in der Mission zu engagieren. Im Alter von 18 Jahren schloss sie sich unter dem Einfluss von Jesuiten in Letnica den "Schwestern der Jungfrau von Loreto" an und erhielt in Rathfarnham in Irland ihre Ausbildung als Missionarin. Anfang 1929 kam sie über Colombo, Madras - das heutige Chennai - und Kalkutta nach Darjeeling am Fuß des Himalaya-Gebirges, wo sie das Noviziat absolvierte, in den Orden aufgenommen wurde und in Erinnerung an Thérèse von Lisieux den Ordensnamen Teresa annahm.
In Kalkutta wurde Teresa zur Lehrerin ausgebildet, im Mai 1937 legte sie das Ordensgelübde ab und wurde Leiterin einer höheren Schule für bengalische Mädchen in Kalkutta. Direkt neben der Schule lag ein großes Armenviertel. Am 10. September 1937 zog Teresa sich nach Darjeeling zurück, wo sie sich entschloss, ihr Leben in Zukunft den Ärmsten der Armen zu widmen; als "wichtigsten Tag ihres Lebens" bezeichnete sie deshalb diesen Tag. 1946 begann sie, in Kalkutta unter den Ärmsten im Slum zu leben und zu arbeiten; dennoch dauerte es bis 1948, bis sie die Erlaubnis erhielt, den Orden zu verlassen.
1949 schloss sich ein bengalisches Mädchen Teresas Wirken an, sie eröffnete die erste Schule in einem Slum in Kalkutta. 1950 genehmigte der Papst die Gründung der "Gemeinschaft der Missionarinnen der Nächstenliebe", die damals 12 Schwestern umfasste und deren Generaloberin Teresa wurde und bis kurz vor ihrem Tod blieb. Die Ordensschwestern verpflichteten sich, niemals für Geld oder für Wohlhabende tätig zu sein und kümmerten sich in den Elendsvierteln von um ausgesetzte Säuglinge, Kranke, Hungernde und Sterbende. 1952 eröffnete sie in das Haus "Nirmal Hriday", "reines Herz", ein Kranken- und "Sterbehaus", um die Ärmsten von der Straße zu holen. Dort haben seitdem zehntausende Menschen Hilfe gefunden, mehr als die Hälfte habe Dank der Pflege überlebt, die anderen sind zumindest in Würde gestorben. Noch im selben Jahr konnte das Kinderhaus "Shishu Bhavan", "Stadt des Friedens", eröffnet werden. 1962 gründete Mutter Teresa die Leprakolonie "Shanti Nagar", "Stadt des Friedens", es folgte die Gründung von Schulen für Arme, von Entbindungsheimen und einem Heim für ledige Mütter.
Durch den Journalisten Malcolm Muggeridge wurde "Mutter Teresa" weltweit bekannt - "ohne ihn hätte die Welt vielleicht nie von Mutter Teresa erfahren", schrieb nach ihrem Tod die "Catholic Times". Sie selbst machte ihre Arbeit bekannt durch Reisen in die Metropolen der Welt. Die Gemeinschaft wuchs und bekam viele Spenden, besonders, nachdem Teresa 1979 mit dem Friedens-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. 1985 wurde ihr die Freiheitsmedaille des Präsidenten der USA verliehen. Weltweite Aufmerksamkeit erzielte schließlich auch ihre Freundschaft mit der Gattin des englischen Thronerben, Lady Diana.
Im Jahr 2007 erschien ein Buch mit überraschenden Enthüllungen und dem Titel "Komm, sei du mein Licht! Die geheimen Aufzeichnungen der Heiligen von Kalkutta" Gerüchte, die von einer Nachtseite und tiefen seelischen Erschütterungen wissen wollten, solle durch Veröffentlichung des Materials - gegen den erklärten Willen der Autorin - Einhalt geboten werden; der Herausgeber des Buches ist der Heiligsprechungs-Postulator, Father Brian Kolodiejchuk. Wer darin die mystischen Partien einer tiefen Vereinigung mit Gott überliest, ist schockiert und befremdet, Sätze zu lesen wie "In mir ist kein Gott" oder "Wenn ich jemals eine Heilige werde, dann ganz gewiss eine Heilige der Dunkelheit. Ich werde nie den Himmel sehen …" So wird aus einer unerreichbaren Heiligen ein Mensch von Fleisch und Blut, Zeitgenossin des modernen Menschen.
Mutter Teresa erntete aber auch Kritik. In den Unterkünften in Kalkutta hätten unter der Verantwortung von Mutter Teresa untragbare hygienische Zustände geherrscht, unter denen die Kranken und Armen gelitten hätten; sie habe dies zugelassen, weil sie das Leid verherrlicht habe, da es die Menschen dem Vorbild Christi näherbringe und so die Möglichkeit eröffne, Gott näher zu kommen. Vorgeworfen wurde ihr auch mangelnde Transparenz über die Verwendung der Millionen von Spendengeldern. Auch Mutter Teresas Ablehnung von Schwangerschaftsabbruch und Verhütung stieß auf Kritik. Die katholische Lepra-Ärztin Ruth Pfau hielt ihr vor, sich nicht um die Ursachen von Armut und Krankheit zu scheren. Gerüchte, die Ordensschwestern würden die Schwachhet der Kranken ausnutzen und sie auf dem Sterbebett bekehren, wurden immer wieder laut, aber von Mutter Teresa heftig dementiert.
Der Kritik zum Trotz wurde der Name "Mutter Teresa" zum Sprichwort und für den Einsatz für Schwache, Kranke und Arme und zum Sinnbild dafür, was es heißt, sich selbst zurückzunehmen und sein Leben für andere einzusetzen. Nach ihrem Tod erhielt Mutter Teresa, der "Engel der Armen", in Indien ein Staatsbegräbnis. Im Jahr 2007 unterhielt der Orden 757 "Häuser der Nächstenliebe" in 145 Ländern, unter anderem Heime für Sterbende, für Aids- und Lepra-Kranke, für Obdachlose und Kinder.
Der Flughafen der albanischen Hauptstadt Tirana trägt den Namen der Nonne, denn Albanien ist stolz auf die Herkunft von Mutter Teresa; zu ihrem 100. Geburtstag 2010 wollte man sogar ihre Gebeine nach Tirana umbetten zu lassen. Auch das Kosovo beanspucht ihre Wurzeln, denn ihre Mutter stamme von hier; in der Hauptstadt Priština wurde ihr am 20. Todestag eine große neue Kathedrale geweiht, eine Hauptstraße nach ihr benannt und dort eine Bronzestatue aufgestellt. Mazedonien bestreitet, Teresas Vater sei wirklich Albaner gewesen: er habe dem kleinen romanischen Volk der Zinzaren angehört, das im 18./19. Jahrhundert aus Albanien vertrieben wurde.
Die für die Seligsprechung notwendige Wunderheilung bezeugte die arme Inderin Monica Besra, die von einem Tumor im Bauch geheilt wurde, nachdem man ein von Mutter Teresa gesegnetes Amulett darauflegte; die Inderin wurde eigens nach Rom gebracht, um den Fall zu prüfen. Knapp vier Jahre später lebt die 40-Jährige, die sich als Tagelöhnerin durchschlägt, laut indischen Medien mit ihren Kindern in bitterster Armut. Das für die Heiligsprechung erforderliche Wunder war die Heilung der Gehirnerkrankung eines Brasilianers. 2017 wurde Teresa zur Mitpatronin des Erzbistums erhoben.
Kanonisation: Der Selig- und Heiligsprechungsprozess für Teresa wurde im Juni 1999 eröffnet - mit besonderer Erlaubnis von Papst Johannes Paul II., weil dieser Prozess normalerweise frühestens fünf Jahre nach dem Tod eingeleitet werden kann. Die Seligsprechung erfolgte am 19. Oktober 2003, nur sechs Jahre nach dem Tod der Ordensfrau; das war die schnellste Seligsprechung der Neuzeit. Am 4. September 2016 wurde Teresa von Papst Franziskus in einer Feier als Höhepunkt des von diesem ausgerufenen "Jahres der Barmherzigkeit" mehr als 100.000 Menschen - darunter der indische Premierminister Narendra Modi - auf dem Petersplatz in Rom heiliggesprochen.
Patronin des Erzbistums Kalkutta
Worte der Heiligen
In den Armen Christus zu lieben: darin sah Mutter Teresa ihre Lebensaufgabe. Dabei hatte sie alle Arten von Armut im Blick, nicht nur die materielle, sondern vor allem auch die seelische Armut, nicht gewollt und nicht geliebt zu sein:
"Eines Tages ging ich die Straßen Londons entlang, und da saß ein Mann, gekrümmt vor lauter Einsamkeit, wie weggeschmissen. Und ich näherte mich ihm, nahm seine Hand und schüttelte sie und fragte ihn, wie es ihm ginge. Und er setzte sich auf und sagte: "Oh, nach langer, langer Zeit fühle ich die Wärme einer menschlichen Hand. Nach langer, langer Zeit!" Da setzte er sich auf, die Augen voller Freude. Er war ein anderer Mensch, nur weil da eine menschliche Hand war, die ihn fühlen ließ, ja, du bist jemand, jemand, den ich liebe. Das ist etwas, was wir in diesen schrecklichen Tagen des Leidens sehen, also lass uns das sein - die Freude zu lieben."
"Die Freude zu lieben" strahlte aus dem Gesicht Mutter Teresas und sie will, dass auch wir lächelnd Gutes tun:
"Lass uns die Freude, Jesus zu lieben, im Herzen behalten und diese Freude mit allen, mit denen wir in Berührung kommen, teilen. Diese strahlende Freude ist echt, denn wir haben keinen Grund, nicht glücklich zu sein, denn wir haben Christus mit uns, Christus in unseren Herzen, Christus in den Armen, die wir antreffen, Christus im Lächeln, das wir geben, und dem Lächeln, das wir bekommen. Lass uns das zur Aufgabe machen, dass kein Kind ungewollt sein wird und auch dass wir einander immer mit einem Lächeln begegnen, besonders wenn es schwer ist zu lächeln."
Denn "Freude ist Gebet. Freude ist ein Zeichen von Großzügigkeit. Wenn du voller Freude bist, bewegst du dich schneller, und du willst es angehen, jedem Gutes zu tun. Freude ist das Zeichen dieser Einheit mit Gott, der Gegenwart Gottes. Freude ist Liebe, das natürliche Ergebnis eines vor Liebe brennenden Herzens, in deinem Herzen behalten und diese Freude mit allen, mit denen du in Kontakt kommst, teilen. Diese strahlende Freude ist echt, denn ihr habt keinen Grund, nicht glücklich zu sein, denn ihr habt Christus mit euch: Christus in euren Herzen, Christus in der Eucharistie, Christus in den Armen, die ihr antrefft, Christus im Lächeln, das ihr gebt, und dem Lächeln, das ihr bekommt. Ja, ihr müsst das Leben schön leben und dürft nicht dem weltlichen Geist, der aus Macht, Reichtum und [weltlichen] Freuden Götter macht, erlauben, dass ihr vergesst, dass ihr für größere Dinge geschaffen seid: zu lieben und geliebt zu werden."
Quelle: Mutter Teresa: Wo die Liebe ist, da ist Gott - Die Aufzeichnungen der Heiligen von Kalkutta, hrsg. v. Brian Kolodiejchuk MC, aus dem Englischen übersetzt von Marie Czerni. Pattloch Verlag, München 2011, S. 378 - 381
Zitate von Mutter Theresa:
"Der Geburt nach bin ich Albanerin, der Staatsangehörigkeit nach Inderin; ich bin eine katholische Schwester. Durch meine Mission gehöre ich der ganzen Welt, aber mein Herz gehört nur Jesus."
"Anfangs glaubte ich, bekehren zu müssen. Inzwischen habe ich gelernt, dass es meine Aufgabe ist zu lieben. Und die Liebe bekehrt, wen sie will."
"Ich kümmere mich nie um Menschenscharen, sondern nur um eine Person. Würde ich die Scharen ansehen, würde ich nie beginnen."
"Am meisten schenkt, wer Freude schenkt."
"Wahre Heiligkeit besteht darin, den Willen Gottes lächelnd zu tun."
"Der einfache Weg! Die Frucht der Stille ist das Gebet. Die Frucht des Gebetes ist der Glaube. Die Frucht des Glaubens ist die Liebe. Die Frucht der Liebe ist das Dienen. Die Frucht des Dienens ist der Friede!"
"Trenne niemals Jesus in der Eucharistie und Jesus in den Armen!"
"Gib der Welt das Beste, was du hast - es wird nicht genug sein. Trotzdem - gib weiter dein Bestes."