Heiliger Luigi Aloisius Guanella - Priester - Ordensgründer
Gedenktag 24. Oktober
Aloisius Guanella, geboren 19. Oktober 1842 in Fraciscio, Ortsteil von Campodolcino bei Sondrino in Italien, † 24. Oktober 1915 in Como in Italien, neuntes von insgesamt 13 Kindern seiner Eltern, wurde 1866 in Como zum Priester geweiht. Geprägt wurde er durch Josef Benedikt Cottolengo und seinen Förderer und Freund Johannes Don Bosco, mit dem er ab 1873 drei Jahre lang gemeinsam in Turin wirkte. 1878 wurde Guanella geistlicher Vikar in Pianello del Lario am Comer See, wo er bis 1890 wirkte. In Como und an weiteren Orten gründete er ab 1886 "Häuser der göttlichen Vorsehung" zur Betreuung körperlich und geistig behinderter Menschen; das zweite Haus in Como folgte schon 1897.
Die betreuenden Schwestern kamen aus der ebenfalls von Guanella gegründeten Gemeinschaft der "Figlie di Santa Maria della Provvidenza", der "Töchter Mariens von der Vorsehung", die Pfleger aus seiner Gründung der Ordensgemeinschaft "Servi della Carita", "Diener der Liebe", im Volksmund auch als "Guanellianer" bezeichnet.
Aloisius Guanellas Sorge galt auch besonders der im Stich gelassenen Jugendlichen. Um sich über das Schicksal der italienischen Emigranten zu informieren, die in die in der Hoffnung auf ein besseres Leben in die USA ausgewandert waren, ging Guanella 1912 selbst dorthin und sandte 1913 Schwestern seiner Kongregation nach Chicago, um sich auch um sie zu kümmern. In Italien hatte Guanella in der Zeit starker antiklerikaler Bestrebungen mit Anfeindungen, Spott, Hohn und Ablehnung zu kämpfen, wurde aber unterstützt durch Erzbischof Andreas Karl Ferrari und Papst Pius X..
In Aloisius' Geburtshaus im Bergdorf Fraciscio wurde ein Museum eingerichtet und sein Zimmer zu einer Kapelle ausgebaut.
Kanonisation: Am 25. Oktober 1964 sprach Papst Paul VI. Aloisius Guanella selig. Am 23. Oktober 2011 wurde er von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen.
Worte des Heiligen
Das Behindertenwerk als große Familie:
"In den Häusern der göttlichen Vorsehung bilden die Priester, Schwestern und Insassen alle eine Familie, die gemeinsam glaubt, gemeinsam liebt, gemeinsam arbeitet unter dem Auge dessen, der alles sieht, der das Böse bestraft, das Gute belohnt. …
Die Oberen sind mehr Väter, Brüder und Freunde als Obere; sie sollen mit aller Einfachheit die vertrauensvolle Liebe begünstigen, die patriarchalischen Familien zu eigen ist. Sie sollen die von ihnen Abhängigen mit ihrem Namen ansprechen so wie Söhne, liebe Freunde und zuinnerst ihre Neigungen kennen lernen, um ihnen gerecht werden zu können. Ihre eigene Autorität sollen sie nur in seltenen und notwendigen Fällen zeigen, damit es nicht soweit kommt, dass die Autorität zu einem Mangel an Liebe führt. Das, was man nicht mit einer liebenswürdigen Vorgehensweise erreicht, erreicht man selten mit der Gewalt eines Befehls. Man fängt mehr Fliegen mit einem Löffel Honig, als mit hundert Fässern Öl. …
Die Oberen sollen für Leib und Seele sorgen wie gute Väter und Mütter einer Familie:" Sie sollen die Aufgabe der Ernährung, des Aufziehens und Erziehens erfüllen; "sie sollen die Verlassenen in ihrer Seele, in ihrem Geist unterrichten, sie nähren in ihrem Körper und sie in Kleider hüllen. …
Diejenigen, die gehorchen [sollen], sollen, statt mit der Furcht von Knechten zu gehorchen, eher mit dem Frohsinn liebevoller Söhne reagieren. … Es ist nötig, dass die einen die anderen wechselseitig ermutigen, sich ermahnen, sich zurechtweisen, dass sie sich sanft, aber kraftvoll antreiben, darauf hinzuwirken, das die Glieder im Haus sich Tag für Tag tatsächlich bessern und womöglich sich gegenseitig zu manch gutem Fortschritt in der Tugend verhelfen. …
In der Familie kommt es manchmal zu ganz bewegenden Szenen: körperlich kranke Brüder, die mit ihren Gliedern nicht mehr zurechtkommen; geisteskranke Brüder, die umherirren wie das Schaf, das sich verlaufen hat. Und an ihrer Seite treffen wir Brüder an, die im Bemühen, dem Kranken eine Erleichterung zu verschaffen, sich stark machen wie ein Samson. An ihrer Seite sind. … Brüder von gütigem Herzen, die mitleiden nach Art eines Erlösers. Die, denen es schlecht geht, haben dadurch eine Erleichterung. …
Im Haus hilft ein reicher und verständiger Bruder anderen, die dies weniger sind, denn in einer Familie sind alle Güter gemeinsam. … Die größeren Brüder helfen den kleineren und wer gesund ist, reicht seine Hand dem, der krank darniederliegt."
Quelle: Carlo Lapucci: La figura, il pensiero e l'azione di Don Luigi Guanelle nei suoi scritti. Centro Studi Guanelliani: Saggi storici 10. Roma 1995, S. 63; eigene Übersetzung
Zitate von Aloisius Guanella:
"Die Hilfe, die Gott dir geben wird, entspricht dem Glauben, mit dem du ihn bittest; wenn du also demütige und glühende Bitten an ihn richtest, dann neigt sich der Himmel dir zu, da er sich dir in seinem Glanz zeigt, und du erreichst, dass Gott Vater dir zur Hilfe eilt."
"Der Geist ist wie das Ruder im Schiff; der Geist ist wie der Engel, der erleuchtet, leitet, führt und verteidigt."
"Wenn ein Mensch sich darauf beschränkt, eine Null zu sein, ist er nicht und er wird auch nie etwas tun. Wenn er statt dessen etwas zu sein sucht, macht er das, was in seinen Möglichkeiten steht, und er wird eine positive Realität. … Danach braucht er nur die Vorsehung zu bitten, eine Null, zwei Nullen, drei Nullen hinter seine kleine Zahl zu setzen und sofort werden die kleinen Zahlen groß. Aber die Vorsehung kann nichts tun bei dem, der sich darauf beschränkt, eine Null zu sein, bei dem. der nicht zuerst sein kleines Kapital des guten Willens und der Liebe einsetzt."
"Es genügt nicht zu arbeiten, man muss zuerst beten."
"Wer die andere heilen will, denke vor allem daran, sich selbst zu heiligen."
"Präventivsystem einer angemessenen Erziehung nennt man jene Methode der Liebe, des Umgangs, der Angemessenheit, aufgrund derer die Oberen ihre eigenen Untergebenen mit väterliche Liebe umgeben und die Brüder sich um die eigenen Brüder sorgen, auf dass bei ihren täglichen Arbeiten keinem etwas Schlechtes zustößt und alle auf ihrem Lebensweg das Ziel des Glücks erreichen. … In der Praxis muss man das Präventivsystem im Herzen und im Verstand haben, man muss es ausüben bei den Gleichgestellten, bei den Nieder- und den Höhergestellten, bei jeder Gelegenheit und immer."