Obertrubacher Erklärung der KAB
Aus dem Pfarrbrief zum Advent 2011
Bereits im Pfarrbrief zum Patrozinium hatten wir aus dem Positionspapier der KAB Diözesanverband Bamberg, der Obertrubacher Erklärung „Für gerechte Verteilung”, ein Kapitel zum Thema Arbeit „Der Mensch ist das Maß“ vorgestellt. In diesem Pfarrbrief möchten wir Ihnen nun ein weiteres Kapitel vorstellen:
Von der sozialen Spaltung zur gerechten Verteilung
Die verschiedenen Reichtumsberichte der letzten Jahre haben es uns deutlich vor Augen geführt: Die gesellschaftliche Kluft zwischen den Wohlhabenden und den Armen in unserem Land wird immer größer. Allein in den fünf Jahren von 2002 bis 2007 stieg der Anteil des reichsten Zehntels der Haushalte am privaten Gesamtvermögen von 57,9 Prozent auf 61,1 Prozent.
Auf das reichste Hundertstel der insgesamt ca. 40 Millionen Haushalte konzentrieren sich allein knapp 23 Prozent des Nettovermögens. Dagegen besaßen 70 Prozent der Haushalte nur knapp 9 Prozent des Nettovermögens (2002: 10,5 Prozent).
Diese Entwicklung wurde in den letzten Jahren durch die politisch Verantwortlichen vorangetrieben. Die Wohlhabenden wurden steuerlich entlastet, wodurch sich der Staat in eine Einnahmekrise manövrierte. Die Mindereinnahmen wurden kompensiert durch das Zusammenstreichen sozialstaatlicher Leistungen. Die Rente mit 67, private soziale Zusatzversicherungen und die sogenannte ALG II Gesetzgebung sind Ausdruck dieser Politik.
In dieser Umverteilung lässt sich der Wandel von einem christlich geprägten, hin zu einem vom Neoliberalismus bestimmten Menschenbild ablesen.
Beispiel ALG II: Die Beweislast wurde umgedreht. Wer bis dato bedürftig war, hatte Anspruch auf ausgleichende Leistungen. Jetzt muss der Bedürftige erst einmal nachweisen, dass er der Unterstützung durch die Allgemeinheit würdig ist.
Die Katholische Soziallehre beharrt diesen Spaltungstendenzen gegenüber auf der Verteilungsgerechtigkeit als Basis, für eine gerechte gesellschaftliche Chancenverteilung. „Die Erde ist für alle da, nicht nur für die Reichen... Niemand ist befugt seinen Überfluss ausschließlich sich selbst vorzubehalten, wo anderen das Notwendigste fehlt.” (Populorum Progressio 3,23)
Ein starker, leistungsfähiger Sozialstaat ist die logische Konsequenz daraus: „Der Sozialstaat darf deshalb nicht als ein nachgeordnetes und je nach Zweckmäßigkeit beliebig zu verschlankendes Anhängsel der Marktwirtschaft betrachtet werden. Er hat vielmehr einen eigenständigen moralischen Wert...”. (Sozialwort 133)
Deshalb fordert die KAB:
- Die Einnahmeseite der Sozialversicherungen stärken, das heißt alle Bürger sollen mit allen Einkommensarten zahlen.
- Wiedereinführung der privaten Vermögenssteuer.
- Erhöhung des Spitzensteuersatzes auf 50 Prozent.
- Einführung einer Finanztransaktionssteuer (Weiterentwicklung der Tobin-Steuer).
- Erhöhung der Regelsätze im SGB II und XII auf 500 Euro, zukünftige Anpassungen haben sich ausschließlich an der Entwicklung der Lebenshaltungskosten zu orientieren.
Soweit der Auszug aus der Obertrubacher Erklärung. Sie sehen die KAB bezieht klare Stellung zur sozialen Lage in unserem Land. Auch Sie können die KAB in ihren Bemühen um soziale Gerechtigkeit unterstützen. Dazu brauchen wir Unterstützung!
Die Ortsgemeinschaft St. Heinrich ist nur ein kleines Zahnrad im großen Getriebe der KAB – im Kreisverband, im Diözesenverband, im Bundesverband und in den weltweiten KAB-Vereinigungen.
Die Ortsgruppe der KAB St. Heinrich hat für ihre Mitglieder wieder ein ansprechendes Jahresprogramm für 2012 zusammengestellt. Informieren Sie sich im Internet (unter der Pfarrei St. Heinrich oder www.kab-bamberg.de) und in unserem neuen Schaukasten über unsere Veranstaltungen. Wir würden uns freuen, wenn Ihnen die eine oder andere Veranstaltung zusagt und wir Sie bei uns begrüßen dürfen.