Predigtgedanke von Pater Putzer zum 04. Sonntag im Jahreskreis
Eigentlich wären heute im Evangelium die Seligpreisungen dran, jener Text, der durchaus zu den großen Worten der Weltliteratur zählt. Aber wie groß ist die Gefahr, dass ich mit dem Text „Selig seid ihr …“ beginne, und weil wir ihn alle zu gut kennen, klappen wir die Ohren ein …! Und ich schließ‘ mich da gar nicht aus. Ich hab‘ mir nebst dem Evangelium die zweite Lesung angeschaut und bin da an einem Wort hängengeblieben: „Wer sich also rühmen will, der rühme sich des Herrn;“ (1 Kor 1,31). Der Satz ist mir so noch nie aufgefallen, er hat mich irgendwie herausgefordert. Gehen sie gedanklich mal kurz mit: Wie geht es Ihnen, wie reagieren Sie, wenn jemand Ihnen sagt: „Du bist stolz! Du bist arrogant!“? Für die allermeisten ist diese Aussage doch ein Angriff, eine Beleidigung. Wer so etwas zu mir sagt, sucht Streit oder? Stolz sein auf etwas, womöglich noch auf sich … sich „rühmen“ - das macht man nicht, das gehört sich nicht! „Dummheit und Stolz wachsen auf dem gleichen Holz!“ oder „Hochmut kommt vor dem Fall!“ Diese und andere Worten haben wir alle seit unserer Kindheit verinnerlicht und achten sehr wohl drauf, nicht stolz zu erscheinen, auch wenn wir’s durchaus gern sind – und sogar sein sollen! Von Heinrich Leuthold stammt das weise Wort: „Willst du zeigen, dass du von ganzem Holz, sei nach unten bescheiden, nach oben stolz!“ Seltsam, mir kommen „stante pede“ sofort Menschen in den Sinn, die’s genau umgekehrt machen: „Nach oben buckeln, nach unten treten.“ Ich jedenfalls wünsche uns allen einen guten, einen „gesunden“ Stolz – dass wir aus mehreren handfesten Gründen erhobenen Hauptes durch’s Leben gehen! Warum? Das möchte ich Ihnen gern in der Ansprache aufschlüsseln …