Predigtgedanke von Pater Putzer zum 05. Fastensonntag
An einem Sonntagmorgen im Monat lese ich in den Laudes die Worte aus dem Propheten Ezechiel, die wir heute in der Lesung hören werden.
Kurze Hintergrundinformation dazu: Das Volk Israel wurde ins babylonische Exil verschleppt, es ist ein Volk ohne Hoffnung und Zukunft in einem fremden Land ... In diese mehr als aussichtslose Situation hinein verkündet Ezechiel das Gotteswort: „Ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. Ich bringe euch zurück in das Land Israel." (Ez 37,12b). Ich hab‘ nachgedacht, noch nie brachte ich dieses Wort
mit den Gräbern in Verbindung, die ich vom Friedhof her kenne. Ich hab‘ das Wort „Grab“ für mich immer interpretiert unter dem Aspekt: Was ist für mich persönlich, in meinem Leben, in meinem Alltag „Grab“, wo spür ich, dass mir das Leben, die Lebendigkeit abhanden gekommen ist, fehlt? Und weil ich die Laudes mit dieser Lesung am Sonntagmorgen meist alleine bete, hab‘ ich auch die Zeit darüber nachzudenken, mich selber zu hinterfragen: Wo fehlt mir das Leben, die Lebendigkeit? Was behindert mein Leben so, dass ich für mich sagen kann: Das fühlt sich nach „Grab“ an? In all das hinein, sprich in mein Leben, mit seinen Begrenzungen hinein sagt Gott mir zu – und das glaub ich ihm: Auch da wirst du nicht für alle Zeit bleiben müssen, steh auf, mach dich mit mir auf den Weg … Mit anderen Worten: Raus aus deinem Grab, aus deinen Gräbern, aus all dem, was dir das Leben und die Lebendigkeit raubt, was dich nicht durchbrechen lässt zu Neuem.