Predigtgedanke von Pater Putzer zum 14. Sonntag im Jahreskreis
Wenn ich sie fragen würde, welchen Beruf hat Jesus von Nazareth ausgeübt, ich denke, die allerallermeisten von ihnen könnten, wie aus der Pistole geschossen antworten: Er war Zimmermann. Der Religionslehrer würde ihnen für diese Antwort die volle Punktzahl geben, der Theologe würde leicht den Kopf schütteln: Naja, so ganz unrecht haben sie damit nicht, aber … In der griechischen Originalfassung bei Markus (6,3) taucht, wenn es um den Beruf Jesu geht, das Wort „Tekton“ auf, das wir, etwas zu kurz gegriffen, mit Zimmermann übersetzen; eigentlich aber meint „Tekton“
„Bauhandwerker“. Bei dem Wort „Zimmermann“ sehen wir in unserer Vorstellung den Zimmermann von heute vor uns, der den Dachstuhl aufbaut oder erneuert und danach das Dach eindeckt. Zur Zeit Jesu gab es diese speziellen Berufsgruppen aber nicht, viele Handwerker waren, wie das heute oft noch der Fall ist, eine Art „Allrounder“. Man erzählt sich, dass Jesus in der Zeit, in der auf dem Bau nicht so viel los war, wo er quasi in Heimarbeit in seiner Werkstatt arbeitete, dass er in dieser Zeit die Joche für Rinder oder Esel angefertigt hat und dass er diese Kunst so gut beherrschte, dass seine Teile des Geschirrs, die über der Stirn oder über den Nacken der Tiere gelegt wurden, den Rindern oder Eseln so gut
angepasst waren, dass sie nicht drückten, also keine unnötige Belastung waren.