Seelsorgebereich:Predigtgedanke von Pater Putzer zum 2. Ostersonntag

Ostergeschichten sind für mich nicht einfach nur biblische Erzählungen, sie sind für mich immer auch Lebensgeschichten. An ihnen kann ich ablesen, wie’s Leben gelingen kann – trotz allem. Versuchen sie’s mal: In einer ruhigen Minute, die eine oder andere Erzählung auf ihr Leben hin anzulegen, sie werden entdecken, wie diese uralten Worte in ihrem Leben plötzlich eine Bedeutung bekommen, ihnen da oder dort auch einen Weg aufzeigen ... Zum Beispiel ist da heute die Rede davon, dass Jesus durch verschlossene Türen geht, dass ihm Mauern scheinbar nichts bedeuten. Dass er das als der Auferstandene so hinbekommt, es passt eigentlich zu ihm, denn schon zu Lebzeiten hatte er wie selbstverständlich Barrieren zwischen Menschen und Milieus durchschritten, Tabus gebrochen und Frequenzen gewechselt – immer heraus aus seiner Sorge um den Menschen. Wir wissen, voller Angst hatten sich die Jünger nach Jesu Hinrichtung eingeschlossen. Aber wo alles abgebrochen und abgeschottet war, ist plötzlich wieder Nähe spürbar geworden und innerste Berührung,
sinnenhaft und körperlich. Welch ein Prozess der Wandlung, welch eine Performance leibhaftig. Da taucht Neues im Alten auf, da erscheint Jesus in neuem Licht, und er lässt sich sehen und macht sich berührbar: „Ich bin’s, kein Geist!“ Das könnte doch für mich und dich heute hier heißen: Mitten in unserer Verschlossenheit taucht er auf, und ich kann mich öffnen, Frieden wird möglich(er). Mit ihm ist auch dort zu rechnen, wo unsereiner zugemacht hat, sich abschottet und niemanden reinlässt – das hat für mich mit österlichem Glauben zu tun: mit der Lebenskunst, in Seiner Gegenwart präsent zu werden.