Predigtgedanke von Pater Putzer zum 22. Sonntag im Jahreskreis
„Tu was für dein Innen!“ Als junger Kerl hab‘ ich die Bücher von Phil Bosmans verschlungen, sie haben mich auf sehr konkrete Weise zum Nachdenken gebracht, ich hab‘ über sie gelernt anders auf das zu schauen, was mein Leben damals ausgemacht hat. Ein Wort, das mich damals getroffen hat, lautete: „Tu was für dein Innen!“ Die Medien heute sind voll von coolen Menschen, jung, schön, lächelnd, mit einer perfekten Figur, glücklich … alles ist so perfekt! Und diese Inszenierungen prägen heute ganz subtil unser Menschenbild, mehr als wir das wahrhaben wollen und vor allem mehr, als es uns gut tut … Viele Menschen, vor allem solche mit einem geringen Selbstwertgefühl und wenig innerer Stabilität fallen auf diese künstliche Welt herein, in der es keine Brüche und Schattenseiten gibt. Perfektion ist groß eschrieben! Etwas Ähnliches, „Perfektion“, in einer Weise, wie sie uns nicht gut tut, hab‘ ich später auch bei glaubenden Menschen immer wieder entdeckt. Auch religiöse Menschen sind immer wieder in der Gefahr, sich mit großen Idealen zu überfordern. Okay, es braucht Idealisten, aber zu meiner Lebensvision gehört die Spiritualität der Unvollkommenheit, wie es Piere Stutz einmal formuliert, ein ehrliches Eingestehen von Brüchigkeit und auch von Bedürftigkeit. Ich mag Menschen, die authentisch, ehrlich sind, die ihre Traurigkeit, ihren Ärger, ihre Wut ebenso zulassen, wie ihre Freude, ihre Begeisterung und ihr Glück. Auf diese Weise ereignet sich intensives Leben. Von Pierre Stutz, den ich eben schon erwähnt habe, stammen folgende Gedanken:
Befreiend die Einsicht
scheitern zu dürfen
unvollkommen zu bleiben
als hohes Ideal echter Menschwerdung
Beglückend die Grundhaltung
an Brüchen wachsen zu können
aus Fehlern lernen zu dürfen
als Weg zur Toleranz
Bewegend der Zuspruch
niemals perfekt sein zu müssen
immer werden zu können
als Versöhnung mit dem Leben.