Seelsorgebereich:Predigtgedanke von Pater Putzer zum 28. Sonntag im Jahreskreis

Ich weiß nicht, ob ich jetzt eine Gemeinde vor mir habe, die des Lateinischen so mächtig ist, dass jemand sofort das Verb „ruminare“ ins Deutsche übersetzen kann? „Ruminare“ heißt zu Deutsch: „wiederkäuen“. Und das kennen sie, wenn sie an einer Weide mit Rindern, mit
Kühen vorbeigehen und die Tiere beobachten, die ruhig in der Wiese liegen und gemütlich vor sich hinkauen; Übrigens, wenn ich im Urlaub in den Bergen unterwegs bin und auf den Almen den Tieren zuschaue – das hat durchaus etwas Meditatives, wenn ich ehrlich bin, manchmal beneide ich die Rindviecher schon auch ein wenig! „Ruminare“ oder „ruminatio“, den Begriff kenn‘ ich jetzt aber
nicht, weil ich vom Dorf komm‘ und als Bub und später als Jugendlicher gern bei Freunden auf dem Bauernhof gearbeitet
habe, ich bin überzeugt, die meisten Landwirte bei mir zuhause sprechen kein Latein; „rumiatio“ kenn ich aus der Spiritualität:
Ein Wort einen kurzen Satz immer wieder wiederholt, die Worte werden quasi „wiederkäut“, damit sie in uns etwas bewirken.
Sie wissen ja: Jedes Wort macht eine Szene (Andre Gide). Sie wissen auch, weil ich immer wieder mal davon rede, ich hab‘ für mich sogenannte „Mutmachworte“ auswendig gelernt, die in bestimmten Situation ganz selbstverständlich hochstochern; z.B. das Wort aus dem Psalm 27:
„Der Herr ist mein Licht und mein Heil,
vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist die Kraft meines Lebens,
vor wem sollte mir bangen?“
In bestimmten Situationen ein solches Wort immer wieder zu wiederholen, bewirkt etwas, löst etwas in uns aus, hat sogar eine heilsame Wirkung … Das Lied, mit dem wir heute den Gottesdienst eröffnet haben, enthält für mich auch solche Worte, die ich parat hab‘, im Kopf
und vielleicht noch mehr im Gemüt, in der Seele, weil sie, wie alle meine Mutmachworte, etwas bewirken:
Herr, deine Güt‘ ist unbegrenzt,
sie reicht, soweit der Himmel glänzt,
so weit die Wolken gehen.
Fest wie die Berge steht dein Bund,
dein Sinn ist tief wie Meeres Grund,
kein Mensch kann ihn verstehen.
Du hast in Treue auf uns acht,
wir sind geborgen Tag und Nacht
im Schatten deiner Flügel … (GL 427)
Gehen sie diesen Worten mal ganz ruhig nach, lassen sie sie auf sich wirken; sie werden merken: Sie sind eigentlich verlautbarte Frohbotschaft:
Gottes Güte – unbegrenzt!
Er hat in Treue auf uns acht!
Denken sie mal drüber nach …