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Seelsorgebereich:Predigtgedanke von Pater Putzer zum Karfreitag

Karfreitag
Datum:
Veröffentlicht: 29.3.24
Von:
Pater Dieter Putzer

„Der schwarze König“ so heißt eine Erzählung der deutschen Schriftstellerin Ruth Schaumann, die von einem seltsamen Brauch berichtet.
In einer Gemeinde ist es alte Tradition, am Karfreitag ein großes, schweres Kreuz zu einer Kapelle außerhalb des Dorfes zu tragen. Der Mann, der das Kreuz trägt, bleibt unerkannt, da ihn ein großes dunkles Tuch verhüllt. Plötzlich: in einem Jahr ist man in großer Verlegenheit: Es hat sich niemand bereit erklärt, das schwere Kreuz auf seinen Schultern hinauszutragen zu jener kleinen Kapelle.
Ein junger Mann springt ein, der zufällig da ist, er übernimmt die Rolle des kreuztragenden Christus. Er tut es mehr aus einer Laune, aus Übermut heraus, er ist nicht einmal religiös. „Was muss ich dabei tun?“ fragt er den Prior des kleinen Klosters und der gibt ihm zur Antwort: „Tragen, nichts als tragen!“ Und so schleppt der junge Mann, unter einem schwarzen Tuch verborgen, das massive Kreuz. Während er geht, wird ihm die Last schwerer und schwerer. Sein anfänglicher Übermut vergeht ihm gründlich. Er schwitzt, bricht fast zusammen, aber auch sein Stolz zerbricht. Er spürt, was es um die kreuztragende Liebe des Herrn ist. Am Ende seiner Kraft erreicht er endlich das Ziel, die Kapelle außerhalb des Dorfes. Der Prior bringt ihm etwas zu trinken und versichert ihm: „Es hat sie niemand erkannt.“ Darauf antwortet der junge Mann: „Doch, einer; er mich und ich ihn.“