Predigtgedanke von Pater Putzer zur Osternacht
Österliche Parabel
Sie krümmte sich vor Lachen, die kleine, hässliche Raupe, als man ihr sagte, dass dies nicht alles sei, nur am Boden zu kriechen und ihr Fressen zu suchen. Stunde um Stunde plagte sich die Raupe vorwärts, um mühselig vom Boden aus den Stängel zu erklettern, nur um saftiges Grün zu finden – keine Ahnung von der Schönheit der Welt, dem Regenbogen in den Wolken, der untergehenden Sonne am
Horizont, keine Ahnung vom Gesang der Nachtigall und dem Duft der Blumen. Wenn diese Raupe wüsste, was da einmal sein wird! Wenn sie nur ahnen würde, was ihr als Schmetterling blühen wird: Sie würde ganz anders leben, zuversichtlicher, froher, mit mehr Hoffnung.
So sagte man der Raupe: Du wirst deine Fesseln lösen und frei sein! Du wirst deine Schwerfälligkeit verlieren! Du wirst mühelos fliegen und Blüten finden! Und du wirst wunderschön sein, so dass die Kinder – und nicht nur sie - über dich staunen werden. „Oh, du phantasievolle Seele“ antwortete die Raupe, „du meinst, es gibt noch etwas nach unserem Tod? Lass doch diese Illusion!“. Das Zukünftige, das Schmetterlingshafte ließ sich in der Raupensprache eben nicht ausdrücken. Als man ihr sagte: „Dein Kokon ist nicht das Letzte, du wirst die Fesseln der alten Existenz ablegen und du wirst dich über Nacht verwandeln, es werden dir Flügel wachsen und sie werden im Glanz der Sonne in allen Farben leuchten ...“. Da sagte sie: „Hirngespinste!“ Aber es dauerte nicht lange, da verpuppte sie sich in ihrem Kokon, den sie bald darauf sprengte. Und dem Puppengrab, dem Kokon, der sie gefesselt hielt, entschlüpfte ein Schmetterling, der seine schillernd bunten Flügel entfaltete und sich in die Weite des goldenen Sonnenlichts erhob.