Selige Christina von Stommeln - Begine, Mystikerin
Gedenktag 6. November
Christina, geboren 24. Juli (?) 1242 in Stommeln bei Köln in Nordrhein-Westfalen, † 6. November 1312 in Stommeln bei Köln in Nordrhein-Westfalen, Tochter der den Bruiushof in Stommeln bewirtschaftenden Heinrich und Hilla Bruso, hatte der Überlieferung nach schon als Kind Visionen von Christus; im Alter von zehn Jahren erlebte sie die ekstatische Verlobung. 1255 ging sie auf dessen Geheiß und gegen den Willen ihrer Eltern zu den Beginen in deren Haus in Köln. 1258 empfing sie die Wundmale Christi und die Bluspuren seiner Dornenkrone, die sie aber sorgsam versteckte.
Nach einer dreitägigen Ekstase und weil ihr auch dämonische Visionen zuteil wurden, wurde Christina von der Frauengemeinschaft für krank erachtet und 1259 nach Hause zurückgeschickt. In Stommeln lehnten ihre Eltern es ab, die Tochter wieder aufzunehmen, sie lebte deshalb beim Pfarrer an der Kirche als Begine. Immer wieder wurden ihr Erscheinungen zuteil, Angriffe von Teufeln quälten und versuchten sie; andererseits wurde sie begnadet von himmlischen Tröstungen und Gesichten. Der in Köln an der Universität des Ordens studierende Dominikanerpater Petrus von Dacien 1, der schon länger nach einem heiligmäßig lebenden Menschen suchte, wurde 1267 ihr Seelenführer. Nach einer schweren Blutung 1288 wurden keine weiteren übersinnlichen Erlebnisse berichtet.
Der 1288 gestorbene Petrus von Dacien besuchte Christina 16 Mal - davon zweimal mit einer Anreise aus Schweden - und stand in Briefwechsel mit ihr. Er verfasste den "Codex Juliacensis" mit Christinas Lebensgeschichte und der Schilderung ihrer geistlichen Erfahrungen auf; das Werk enthält auch den umfangreichen Briefwechsel, den sie mit ihm hatte. Die Authentizität der überlieferten
Christina wurde bald nach ihrem Tod als Heilige verehrt und ihr Grab Ziel von Wallfahrern , schon 1339 erschien ein Bericht der Wunder und wurden ihre Gebeine in die Kirche Alt-St.-Martinus in Stommeln übertragen, an der Graf Dietrich IX. von Kleve zeitgleich ein Damenstift gründete, nachdem er an Christinas Grab von der Gicht gehilt worden war; weil das Stift ob wirtschaftlicher Probleme geschlossen wurde, wurden die Gebeine 1342 in das neue Stift nach Nideggen in der Eifel überführt. Um 1586 kamen die Reliquien in das ab 1549 nach dem Überfall und der Zerstörung der Burg in Nideggen nach Jülich verlegte Damenstift - die heutige Propsteikirche St. Mariä Himmelfahrt. Im 2. Weltkrieg wurde 1944 diese Propsteikirche durch Bomben fast völlig zerstört, der Schrein mit den Reliquien - ein Kopf, Knochen und Berührungsreliquien -, deren Echtheit aber nicht erwiesen ist, blieb unversehrt.
Friedrich Mehler komponierte nach Texten von Josef Lundahl das Musikschauspiel "Petrus de Dacia" über dessen mystische Liebesbeziehung zu Christina, das seit 1929 alljährlich in der Ruine der Kirche des ehemaligen Dominikanerklosters St. Nikolai in Visby auf Gotland, in dem Petrus lebte, aufgeführt wird.
Kanonisation: Christinas Kult wurde am 12. August 1908 durch Papst Pius X. approbiert.