Die Theuerstadt, einer der ältesten Siedlungskerne Bambergs, war die Keimzelle sowohl der kirchlichen Gemeinde St. Gangolf, als auch des jetzigen II. Distrikts der Stadt Bamberg.
Das Stift
Möglicherweise als thüringisch-slawische Siedlung bereits vor dem 8. Jahrhundert entstanden (nachweislich führte eine vorgeschichtliche Handelsstraße durch die Theuerstadt) war sie auch nach der Gründung des Bistums Bamberg zunächst ohne kirchlichen Mittelpunkt geblieben. Zwischen 1057 und 1059 - eine Stiftungs- oder Gründungsurkunde ist nicht erhalten - gründete Bischof Gunther das Kollegiatstift St. Maria und Gangolf. Reich fundiert wurde es durch den Edelfreien Reginold Walpot von Zwernitz, so daß die kirchliche Konsekration bereits 1063 erfolgen konnte.
St. Gangolf war somit zusammen mit St. Stephan, St. Michael und St. Jakob (gegründet 1073 n.Chr.) das vierte Bamberger Stift, ein Kollegiatstift. Die Geistlichen eines Kollegiatstifts waren keine Mönche, sondern Kanoniker. An ihrer Spitze standen ein Propst und ein Dekan. Sie waren zum gemeinschaftlichen Gebet und Gottesdienst verpflichtet, lebten aber sonst nicht in Gemeinschaft. Noch heute sind ihre Häuser, die sogenannten Stiftsherren- oder Kanonikatshöfe rund um die Kirche nachweisbar.
Heimo von St. Jakob († 1139) wies darauf hin, dass diese geistlichen Stifte, durch gedachte Linien verbunden, sich beim Dom schneiden und ein Kreuz bilden - ein dem mittelalterlichen Menschen tief bedeutsames Symbol. Die Immunitäten, die sich um diese Kirchen bildeten, werden erstmals 1154 in einer Urkunde des Bischofs Eberhard erwähnt.
Die Einkünfte des Stiftes St. Gangolf wuchsen durch Schenkungen, Lehngüter und Zehntgaben an. Im Laufe der Zeit erwarb sich das Stift außer den Rechten in Bamberg, Nürnberg, Weismain und Hollfeld noch weitere in 35 Orten.
Allerdings sorgten auch die Unruhen und Kriege der Jahrhunderte für Verluste an Gütern und Dokumenten. 1430 stürzte der Hussiteneinfall das Stift in große Schulden, ebenso der Bauernkrieg 1525 und der Einfall von Markgraf Albrechts von Brandenburg – Kulmbach 1553. Der Schwedenkrieg im 17. Jahrhundert zwang das Stift nach schwerem Brand sogar, mit Zustimmung des Bischofs, die Zahl der Kanoniker von 10 auf 6 herabzusetzen. Wegen des befreiten Gerichtsstandes (Immunität) gab es vielfach Zwistigkeiten mit dem Landesherrn, Domkapitel und Stadtbürgern, welche erst 1786 ihr Ende fanden, als Fürstbischof Franz Ludwig v. Erthal endgültig den Stiften die Ausübung der Gerichtsbarkeit entzog und Regierungsadvokaten als Richter aufstellte.